Samstag, 6. Januar 2018

Licht von oben hl

LosungSiehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschenJesaja 40,10 

LehrtextUnser Gott ist voll Liebe und Erbarmen; er schickt uns den Retter, das Licht, das von oben kommt. Dieses Licht leuchtet allen, die im Dunkeln sind, die im finsteren Land des Todes lebenLukas 1,78-79 

Liebe Leserin, lieber Leser,

oft, wenn sich in der Geschichte der Völker eine große Veränderung vollzogen hatte und man erwartungsfroh in die Zukunft blickte, hieß es, dass (ein) Gott das getan hätte. So dachten 1933 auch viele Christen in Deutschland, als Hitler mit seinen Nazis an die Macht kam und für Recht und Ordnung zu sorgen versprach. Die anschließende Ernüchterung, ja das Entsetzen war umso größer. So dachten auch 1989 manche Christen in Deutschland, dass Gott bei der unblutigen Wiedervereinigung seine Hand im Spiel gehabt habe. Man kann das so sehen. Aber generell ist es problematisch, geschichtliche Ereignisse mit Gottes Handeln gleichzusetzen. Denn was den einen positiv erscheint, ist für andere eine Last. Wenn man erst mal genügend Abstand hat, dann erkennt man, dass in der Geschichte, auch in der Kirchengeschichte, oft Gewalt und Irrtum maßgeblich waren. Und - so sehe ich das - dass dann Gott alle Hände voll zu tun hat, die Verhältnisse wieder einigermaßen ins Lot zu bringen.
     Der Prophet Jesaja, aus dessen Schrift die heutige Losung kommt, hat die Geschichte seines Volkes so gesehen: "Predigt Jerusalem, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat die volle Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden. Jerusalem, du Freudenbotin, sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott; siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen (Losung). Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her (= die Israeliten, die aus der Verbannung in Babylon in die Heimat zurückkehren). Er wird seine Herde weiden (= für sein Volk da sein) wie ein Hirte.
     Man kann das zugespitzt auf die kurze Formel bringen, dass Gott über das Volk der Israeliten mit Zuckerbrot und Peitsche geherrscht hat: Wenn sie ungehorsam waren und nicht mehr nach seinem Willen gefragt haben, wurden sie bestraft so wie schon zur Zeit des Mose. Wenn sie sich dann besonnen und genug gelitten hatten, wurden sie belohnt. Noch immer gibt es viele fundamentalistische Juden und Christen, die das so sehen.
     Gut 300 Jahre später begann sich dieses Gottesbild in der Bibel zu ändern. Als dem Tempelpriester Zacharias unverhofft noch ein Sohn geboren wurde, den man später Johannes den Täufer nannte, da war er ganz aus dem Häuschen. Er sprach davon, dass nun die Juden von ihren Feinden, den Römern, befreit würden, sprach von dem Licht, von dem sein Sohn künden würde, und sagte: Unser Gott ist voll Liebe und Erbarmen; er schickt uns den Retter, das Licht, das von oben kommt. Dieses Licht leuchtet allen, die im Dunkeln sind, die im finsteren Land des Todes leben. (Lehrtext) 
     Als Geschichtsdeuter hat sich Zacharias getäuscht. Die Römer blieben im Land und zerstörten 70 Jahre später nach jüdischen Aufständen Jerusalem und den Tempel. Viele Juden wurden versklavt, andere flohen oder wanderten aus. Als Gottesgelehrter jedoch war Zacharias hellsichtig und hatte eine tiefe und bleibende Erkenntnis wie der Lehrtext zeigt. Jetzt geht es nicht mehr nur um die Juden, sondern um „das Licht von oben“, das allen Menschen leuchtet. Jetzt geht es nicht mehr um die Vorstellung von einem strafenden Gott, sondern um das Vertrauen auf Gott, der voll Liebe und Erbarmen ist und in Jesus Christus zu seinen Menschen kommt, um sie zu retten.
     Die Deutungen, wie Gott in den Lauf der Geschichte eingreift, sind weitgehend überholt und vergessen. Aber der Glaube an den liebenden und barmherzigen Gott ist nach wie vor aktuell. Es ist problematisch, wenn wir kurzsichtigen Menschen geschichtliche Ereignisse mit Gott identifizieren und entsprechend bewerten. Das mag im Augenblick des Geschehens einleuchtend sein. Aber je länger die Geschichte andauert, desto mehr ändert sich auch wieder die Bewertung. Denn dann erkennt man erst die Folgen dessen, was damals war und wie man es vielleicht neu bewerten muss. So sehr ich glaube, dass Gott auch in der Geschichte der Menschen wirkt, so sehr glaube ich auch, dass er darin nicht zu finden ist. Er zeigt sich uns nicht in den Siegen und Niederlagen der Völker, nicht in ihrem Aufstieg und Niedergang, sondern in dem Kind in der Krippe und im Mann am Kreuz. Da hat er sich zu erkennen gegeben und da kann ich ihn finden, den Gott, der nicht die Peitsche schwingt, sondern voll Liebe und Erbarmen ist.

GebetHerr, ich danke dir, dass du dich deiner Menschen erbarmst, weil du uns liebst. So erkenne ich dich in Jesus Christus. Mit ihm hast du ein Hoffnungslicht angezündet für mich und alle, die auf dich vertrauen. Lass dieses Licht leuchten, wenn es in mir und um mich finster wird, dass ich weiß, wohin ich schauen muss, woher mir Hilfe kommt. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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