Mittwoch, 7. März 2018

ganz unten hl

LosungIch will sie sammeln von den Enden der Erde, unter ihnen Blinde und Lahme, Schwangere und junge Mütter, dass sie als große Gemeinde wieder hierher kommen sollen. Jeremia 31,8 

LehrtextJesus spricht: Ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk. Sagt ihr nicht selber: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht auf die Felder: Sie sind schon reif zur Ernte. Johannes 4,34-35 

Liebe Leserin, lieber Leser,

es schreibt sich verhältnismäßig leicht, dass der Stall von Bethlehem der unterste Ort war, zu dem Gott hinabgestiegen ist. Denn da, zwischen den Exkrementen von Ochs und Esel, wollte er Mensch werden in seinem Sohn Jesus Christus. Und es schreibt sich auch leicht, dass er so zuerst zu denen gekommen ist, die ganz unten sind. Ja, das ist auch so. Nur welche Konsequenzen hat das für mich und vielleicht auch für dich? Einmal ist es ein gewisser Trost, dass es keinen Ort auf dieser Erde gibt, an dem Gott nicht zu finden wäre. Selbst in das Reich des Todes ist er hinabgestiegen, wie wir im Glaubensbekenntnis sagen. Aber das, was sich leicht schreibt, lässt sich oft nur sehr schwer in der Wirklichkeit umsetzen. Denn die Konsequenz für einen, der Jesus nachfolgen möchte, wäre doch – oder besser – ist, dass er ihm auch dorthin nachfolgt, wo ganz unten ist. Aber will ich da wirklich hin? Und du?
     Ganz unten ist da, wo schwerkranke Obdachlose auf dem Gehsteig liegen und bestialisch stinken. Ich kann das schreiben, denn ich hab's in meiner Zeit in München erlebt. Ich hab dann den Krankenwagen gerufen. Man wollte erst nicht kommen, weil man schon wusste, was das bedeuten würde, einen solchen Menschen zu transportieren. Da ich aber nicht nachgab, hat man den Obdachlosen doch ins Krankenhaus gebracht, wo er dann gerettet wurde. Ich aber war fein raus. Die schmutzige Arbeit musste die Besatzung des Krankenwagens machen und dann das Pflegepersonal im Krankenhaus. Nein, zu den Menschen die ganz unten sind, zieht mich eigentlich nichts hin. Und wenn ich in der Klinik, im Altenheim oder im Bezirkskrankenhaus die Verwirrten besucht habe oder auf der Intensivstation die hoffnungslosen "Fälle", war ich doch immer froh, diese Orte wieder verlassen und in meine normale Umgebung zurückkehren zu können.
     Ich bewundere die Menschen, die da Tag für Tag arbeiten, auch das Personal im Gefängnis, die Gerichtsvollzieher, die Leute vom Jugendamt, Polizistinnen und Polizisten, die immer wieder nach ganz unten gehen müssen, um Probleme zu regeln und auch das Personal auf den Ämtern, das sich um Flüchtlinge und Asylbewerber kümmert. Ich bewundere vor allem die, die das ehrenamtlich tun und den Stress, die Enttäuschungen, auch die Aggressionen aushalten, um anderen zu helfen. Was wäre mit unserer Gesellschaft, wenn es solche Menschen nicht gäbe? Liebe Leserin, lieber Leser, lasst uns doch immer wieder einmal für sie alle beten und auch für die, die ganz unten sind.
     Und wollen wir nicht vergessen: Auch die, die ganz unten sind, sind seine Kinder. Ja, er sammelt Blinde, Gelähmte und Schwangere, wie die Losung sagt. Aber alle anderen auch. Er liest jeden Menschenkrümel sorgfältig vom Weg auf, damit er nicht zertreten und vergessen wird (Losung).
     Und wer weiß, vielleicht lande auch ich noch einmal ganz unten aus welchem Grund auch immer. Niemand kann das für sich gänzlich ausschließen. Dann bin ich ganz und gar auf meinen barmherzigen Gott angewiesen, der mir hoffentlich barmherzige Menschen schickt, durch die er mir hilft. Ob diese dann Christen sind, Muslime, Buddhisten oder Atheisten - das ist ihm, das wäre auch mir dann herzlich egal (Lukas 10,25-36)

Gebet: Herr, ich will nicht vergessen, was du gesagt hast, dass du mir in denen begegnest, die ganz unten sind (Matthäus 25,40). Du weißt, wie schwer es mir fällt, das anzunehmen. So will ich wenigstens den ersten Schritt tun und auf niemanden herabsehen, der ganz unten ist, sonst würde ich auch auf dich herabsehen und meinen Glauben zerstören. Ich danke dir für alle, die sich um Hilfsbedürftige kümmern wie arm und elend diese auch sind. Und bitte dich für sie, dass du ihnen immer wieder die nötige Kraft und Liebe für ihren Dienst gibst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Sommersdorf 5, 91595 Burgoberbach 

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